Florianer bauen Haus an einem Tag

Im Rahmen eines Workshops errichteten die Schüler:innen der 4. Jahrgänge der HLBLA St. Florian ein Gebäude, das zu 100% wiederverwertbar, klimaneutral, ja sogar eine Kohlenstoffsenke ist, an nur einem Tag.

Die Bauwirtschaft ist nach wie vor jene Wirtschaftsbranche mit dem höchsten Ressourcenbedarf, außerdem benötigt sie sehr viel Energie und ist für mehr als 70% des gesamten Abfalls in Österreich verantwortlich. Nicht nur wissenschaftliche Studien der letzten Jahrzehnte fordern eine „Bauwende“, sondern auch die Baufirmen haben bereits erkannt, dass es eine Umstellung auf eine kreislauffähige Bauwirtschaft braucht, damit der Ressourcen- und Energiebedarf minimiert, der Anfall von Baurestmassen extrem reduziert werden und dass jedes neue Gebäude ein Kohlenstoffspeicher sein muss. Nur so können die Klimaziele und die „Bauwende“ erreicht werden.

Die dafür erforderlichen Baustoffe kommen aus der Land- und Forstwirtschaft. Jener Baustoff mit dem höchsten Verbreitungspotential ist Stroh. Ballen aus Getreidestroh eignen sich hervorragend als Dämm- und Baustoff für verschiedenste Gebäudetypen, vom Einfamilienhaus bis zum mehrgeschoßigen Wohnbau, vom Bürogebäude über Kindergärten bis hin zu großen Schul- und Universitätskomplexen. Auch für die thermische Sanierung gibt es sehr effektive Lösungen mit Stroh als Dämmstoff.

Im Rahmen eines Workshops am 27. und 28. Mai 2025 mit Strohbauexperten Virko Kade errichteten die Schülerinnen und Schüler der des 4A- und 4B-Jahrganges der Höheren Landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt St. Florian jeweils an einem Tag ein eingeschoßiges Strohhaus mit einer Grundfläche vom 25m2 in der sogenannten „lasttragenden Strohbauweise“. Dabei verwendeten sie Strohballen mit einer Länge von 100cm, einer Breite von 50cm und einer Höhe von 36cm sowie einer Dichte von ca. 120kg/m3, sogenannte „Kleinballen“, die von der Firma Sonnenklee GmbH zur Verfügung gestellt wurden. Verbaut wurden die Ballen wie Ziegel, sie wurden auf der Sockelauflage im Verband gesetzt. Nach jeder Ballenlage wurden die Ecken und Kanten mit losem Stroh ausgestopft. Nach dem Erreichen der Geschoßhöhe wurde ein Ringanker (Mauerbank) montiert und mittels Spanngurten abgespannt. Die Dachkonstruktion für ein Pultdach wurde teilweise montiert und am Ende wurde das gesamte Gebäude innerhalb einer Stunde wieder abgebaut, ohne dabei Abfall zu erzeugen. Obwohl der Rückbau sehr einfach und schnell durchführbar ist, ist er bei Strohhäusern nicht erforderlich, da diese eine Lebensdauer von mehr als 100 Jahren aufweisen. Für das kommende Jahr ist die Planung und Errichtung eines permanenten Strohhauses angedacht.

Dieses Projekt wird im Rahmen der Projektreihe RaumGestalten 2024/25 unterstützt. RaumGestalten ist eine Projektpartnerschaft von OeAD, Architekturstiftung Österreich und Bundeskammer der Ziviltechniker:innen / arch+ing; Kooperationspartner: AUVA – Allgemeine Unfallversicherungsanstalt.

Mit freundlicher Unterstützung von Sonnenklee GmbH,  https://www.sonnenklee.at/

Auch die Firma J. u. A. Frischeis unterstützte das Vorhaben mit Baustoffsponsoring und das Bauholz wurde vom elterlichen Sägewerk eines Schülers bezogen. 

Veröffentlicht am 06.06.2025