Auch einem Vortrag von Frau Mona-Lisa Egger-Richter aus der Firma AOE – we farm energy wohnten die Schülerinnen und Schüler des Nutztierhaltungsspezialunterrichts der 4. Jahrgänge bei. Der Vortrag behandelte die Wirtschaftlichkeit von Insektenzuchtanlagen sowie den Vergleich zwischen Mehlkäfer und Soldatenfliege. Zudem wurde über eine mögliche Umstellung von Landwirten auf Insektenzucht diskutiert.
Mehlwürmer als Proteinquelle
Mehlwürmer (Tenebrio molitor) gelten als vielversprechende Alternative zu herkömmlichen Proteinquellen wie Soja oder Fischmehl. Sie enthalten einen hohen Eiweißanteil (50–60 %), gesunde Fettsäuren (Omega-3 und Omega-6) und sind leicht verdaulich. Ihre Zucht ist platzsparend und umweltfreundlich, da sie organische Abfälle verwerten und im Vergleich zu konventioneller Tierzucht weniger Ressourcen benötigen. Dennoch ist die Produktion derzeit noch mit hohen Kosten verbunden.
Herausforderungen für die Nutzung als Futtermittel
Mehrere Experten und Unternehmen sehen vor allem wirtschaftliche und regulatorische Hürden. Ing. Andreas Jung (Solan) erklärte, dass der Preis aktuell noch zu hoch sei – wirtschaftlich rentabel wäre ein Einkaufspreis von 3,40–4,00 €/kg, während er derzeit noch bei 5–6 €/kg liegt. Dr. Christian Raffaseder und DI Erwin Kriechbaum betonten, dass in Österreich aufgrund der PAP-Richtlinien (Processed Animal Protein) separate Produktionslinien erforderlich wären, die bislang kaum existieren.
Auch die kontinuierliche Verfügbarkeit von Insektenrohstoffen ist laut DI Franz Tiefenthaller (Landwirtschaftskammer Oberösterreich) nicht gesichert. Zudem gibt es Herausforderungen bei der Verarbeitung: Unternehmen wie Schaumann und Garant weisen auf Probleme mit Feuchtigkeit, Schimmelbildung und das in Insekten enthaltene Chitin hin, das nicht für alle Nutztiere optimal ist.
Marktakzeptanz und Zukunftsperspektiven
Trotz des Potenzials fehlen derzeit konkrete Praxisprojekte in der Landwirtschaft. Viele Unternehmen verfolgen aktuell keine aktiven Entwicklungsprojekte für Insekten als Futtermittel. Während Landwirte grundsätzlich offen dafür wären, wenn Preis und Aufwand passen, gibt es in der Bevölkerung noch Vorbehalte. Dr. Raffaseder stellte fest, dass viele Konsumenten Insekten in der Nahrungskette kritisch sehen.
Fazit: Eine Chance mit Hindernissen
Langfristig könnten Insekten eine zentrale Rolle in der Futtermittelproduktion spielen. Unternehmen wie Insectum, Purea oder Ecofly arbeiten an innovativen Lösungen, um Insektenprotein wirtschaftlicher und nachhaltiger nutzbar zu machen. Damit sich Insekten als Futtermittel etablieren können, sind jedoch weitere Investitionen, regulatorische Anpassungen und ein gesellschaftliches Umdenken notwendig.