Gemeinsam stark – Schüler*innengenossenschaft der HLBLA St. Florian

Gemeinsam ist man stärker. Dies trifft vor allem auf das Genossenschaftswesen zu – davon ist man an der Höheren Landwirtschaftlichen Bundeslehranstalt St. Florian überzeugt.

An der Genossenschaftsform gibt es, zumindest in der Landwirtschaft, kein Vorbeikommen. Zu groß sind die Vorzüge dieser Rechtsform. Das wissen auch die Schülerinnen und Schüler der HLBLA St. Florian, die von der Theorie in die Praxis umgesetzt die erste Schüler*innengenossenschaft gründeten.

Mit der zunehmenden Dynamik, auch im Bereich der Wirtschaft, sind Veränderungen und neue Denkweisen gefordert. Das Genossenschaftswesen bietet in diesem Zusammenhang viele Vorteile, so ist sie eine demokratische Rechts- und Unternehmensform, jedes Mitglied hat eine Stimme – unabhängig von der Höhe der Kapitalbeteiligung. Diese Möglichkeit der aktiven Partizipation war nur einer der Gründe für die Schaffung der ersten Schüler*innengenossenschaft.

Direktor DI Dr. Hubert Fachberger ist überzeugt, dass das, was schon bei der Begründung des ersten Genossenschaftsgedankens durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen gegolten hat, heutzutage aktueller denn je ist: „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele.“ (Friedrich Wilhelm Raiffeisen).

In der ersten Schüler*innengenossenschaft haben naturgemäß die Florianer Schülerinnen und Schüler das Sagen. Zentral hierbei sind einerseits der Gemeinschaftssinn und andererseits die Kooperationen untereinander. Gegründet wurde die Genossenschaft mit 40 Mitgliedern, mittlerweile ist die Gemeinschaft auf über 100 Genossinnen und Genossen angewachsen.

Ziel war es zunächst, einen schuleigenen Hühnerstall zu errichten, wodurch die Finanzierung der Schüler*innengenossenschaft durch die produzierten Eier sichergestellt werden sollte. Der Hühnerstall, welcher im Praxisunterricht gemeinsam mit den Lehrenden gefertigt wurde, ist nun ein fixer Bestandteil der Florianer Schulgemeinschaft. Als zweites Projekt hat sich die Genossenschaft das Ziel gesetzt, schuleigene Produkte im Rahmen der Schuljause anzubieten. Verschiedene Fleisch- und Wurstwaren aus dem schuleigenen Fleischverarbeitungszentrum sowie regionales Gebäck sorgen nun für die Stärkung der Florianer Schulgemeinschaft.

Finanziert wurde die Genossenschaft einerseits durch die Einzahlung der Mitglieder – wie in der Praxis konnten sie Anteile kaufen – und andererseits durch Sponsorenmittel. In Zukunft sollen aber die Gewinne der wirtschaftlichen Aktivitäten die Finanzierung sicherstellen.

Die notwendigen Vorarbeiten für die Genossenschaftsgründung sowie die weiteren Umsetzungsschritte erfolgten unter der Federführung von Fachlehrer Peter Föttinger in der unverbindlichen Übung „Schülerinnen- und Schülergenossenschaften“. „Ziel ist die Verbindung von Theorie und Praxis. Innerhalb der Genossenschaft wird das Wirtschaften gelehrt und vermittelt. Hierbei nimmt die Selbstständigkeit der Mitglieder eine zentrale Rolle ein. Durch reellen und selbstständigen Umgang mit sämtlichen Finanzen steht die erste Schüler*innengenossenschaft vor Herausforderungen, aber auch vor vielen Möglichkeiten und Chancen“, berichtet Peter Föttinger.

Von Seiten der Schulgemeinschaft ist man überzeugt, dass die Schülerinnen und Schüler dadurch nicht nur die Genossenschaft als Raum für Partizipation sowie als regional verwurzelte Rechtsform kennenlernen, sondern auch ein hohes Maß an „Entrepreneurship-Kompetenz“ wie Eigeninitiative, Kreativität, Innovationsfreude und Marktverständnis erwerben. Zudem nehmen die Förderung und Entwicklung der sozialen Kompetenzen eine wesentliche Rolle ein. Das gewährleistet schon alleine der gemeinschaftliche und solidarische Charakter der Rechtsform Genossenschaft.

Fester Bestandteil der Schüler*innengenossenschaft bildet die Kooperation mit regionalen Betrieben und Unternehmen. Vertreten sind unter anderem die Raiffeisenbank Region Sierning-Enns, die Lagerhausgenossenschaft Eferding-OÖ Mitte sowie die Berglandmilch.

Am Donnerstag, den 28.04.2022, fand die erste Generalhauptversammlung der Schüler*innengnossenschaft im Festsaal der HLBLA St. Florian statt. Gemeinsam wurden im Plenum die bisherigen Erfolge der Genossenschaft anhand von „hard facts“ (Zahlen, Umsatz, Gewinn) sowie weitere kurz-, mittel- und langfristige Ziele präsentiert. Zum Abschluss der Generalversammlung gab es für die Mitglieder sowie Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung einen netten Ausklang – für den kulinarischen Genuss sorgten Käseplatten, zur Verfügung gestellt von der Berglandmilch.

Die Schüler*innengenossenschaft der HLBLA St. Florian ist mittlerweile bereits ein fester und essentieller Bestandteil der Schulgemeinschaft. Jede Woche mittwochs wird eine Schuljause von der Schüler*innengenossenschaft organisiert, die Genossinnen und Genossen nehmen aber auch am Schulleben aktiv teil – Tradition und Brauchtum werden hierbei großgeschrieben und so wurden beispielsweise süße Osterlamm-Mehlspeisen in der Woche vor den Osterferien an die Schulgemeinschaft verteilt.

Veröffentlicht am 03.05.2022